Familienstellen fördert atavistisches Bewußtsein
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Die Problematiken, die mit dem “Stellen”, egal welcher Art, behandelt werden sollen, treten nur dann auf, wenn die Individualisierung gestört und die gesunde Ablösung aus sippenhaften - heutzutage atavistischen - Zuständen behindert ist. In früheren Zeiten hatte der Mensch ein anderes Bewusstsein als heute. Es war ein Sippenbewusstsein. Die Individualität war noch nicht ausgeprägt. Mit dem Sippenbewusstsein ging einher, dass der Mensch nicht tatsächlich frei war. Er war der Familien-, Gruppen- oder Sippenseele unterworfen. In diesen früheren Zeiten hatte das seine Richtigkeit, weil es aufgrund der noch nicht vorhandenen oder vielleicht höchstens ansatzweise entstandenen Individualität noch gar nicht möglich war, sich individuell zu orientieren. Diese menschliche Entwicklungsstufe ist schon lange vorüber, aber als Atavismus tritt sie heute noch auf.
Unsere heutige Aufgabe ist die Entwicklung des individuellen Ichbewusstseins. Nur dass kein Missverständnis entsteht, soll gesagt sein, dass das Ichbewusstsein kein Egoismus ist. Egoismus ist einfach gesagt pervertiertes Ichbewusstsein.
"Familienstellen" oder wie es auch immer genannt wird, versucht die Problematik, die bei der Bewusstwerdung, bei der Ablösung aus dem atavistischen Sippenbewusstsein entstehen kann, durch Rückzug in atavistische Zustände zu lösen. Psychotherapie, die ihre Bezeichnung auch verdient, fördert - wie auch vergleichbare Therapien - die Individualisierung und damit die Ablösung aus der "Sippenhaft" in einen selbstverantwortlichen freien Zustand.
Natürlich ist es möglich Problematiken scheinbar zu überwinden, wenn zurück gegangen wird. Gelangen wir bei einer Wanderung z. B. an einen Baumstamm, der über den Weg gefallen ist, und uns am Weitergehen hindert, können wir zurück gehen, bis wir das Hindernis nicht mehr sehen. Das Hindernis ist in unserer Sicht “beseitigt”. Aber natürlich ist es nicht überwunden und wir werden so nicht weiter kommen. Wir können in unserer individuellen Entwicklung ebenso an einer bestimmten Entwicklungsstufe an ein Hindernis gelangen. Das gehört zur normalen persönlichen Evolution. Das Zurückgehen auf eine atavistische Entwicklungsstufe der Menschheit wäre aber ein Verlust im Hinblick auf die individuelle menschliche Evolution und das Ichbewusstsein, das uns zu freieren Menschen macht.
Kritisch ist darüber hinaus beim “Stellen”, dass Empfindungen oder Sichtweisen, die seelische Anteile darstellen, auf Stellvertreter, die damit im Grunde nichts zu tun haben, übertragen werden. Es ist gewissermaßen eine Transplantation seelischer Anteile. In seelischer und auch psychologischer Hinsicht ist diese Vermengung von Seelenanteilen oder Anteilen der Psyche zweier Personen im höchsten Maß unhygienisch und besonders eigenartig für den Stellvertreter.
Ebenso kritisch ist, dass sich das Medium “Stellen” unüberschaubaren Einflüssen zur Verfügung stellt, sich Unbekanntem ohne Schutz unterwirft und damit z. B. auch Falscherinnerungen generiert. So wurden auch schon Fälle bekannt, bei denen Teilnehmende beim Familienstellen irreführend erfahren haben, dass sie gar nicht Nachkomme ihres Vaters wären. In einem Fall in der Schweiz wurde der Betroffenen gesagt, sie wäre die Tochter ihres Onkels. Jeder kann sich vorstellen, was dies beim Teilnehmer auslöst. Solche Eingriffe in die Psyche von Teilnehmern des Familienstellens können weitreichende Wirkungen haben. Sie können den Betroffenen und dessen Familie intensiv schädigen. Dass solche Dinge entstehen, weil das Stellen von Unqualifizierten durchgeführt wird, stimmt nicht. Es ist das Stellen an sich, was schon von der Technik her untauglich ist.