Daniel Leisegang: ... es geht darum, Verständnis dafür zu haben, was Digitalisierung heißt. Es wurde hierzulande lange als Neuland betrachtet und dann haben wir eine Zeit lang über Flugtaxis geredet aus dem Verkehrsministerium heraus. Insofern: Ich bin schon mal froh, dass ein Digitalminister sich darum kümmert und dass es jetzt diese konzertierte Aktion in diesem Sinne gibt. Aber was zum Beispiel fehlt ist ein ganz anderer Aspekt. Dieses Papier, wenn man mal draufschaut, ist ja überschrieben mit "Digitale Werte schöpfen“. Das heißt, da wird schon deutlich, da geht es vor allem um Wirtschafts- und Technologiepolitik. Ich glaube, die Expertise liegt vor allem und nicht zuletzt auch in der Digitalgesellschaft selbst. Denn das, was wir als Problem auch jetzt im Vorfeld haben, was in dem Beitrag von Ihnen beschrieben wurde, das ist, es fehlt gewissermaßen nicht nur an Expertise, sondern es ist auch viel Vertrauen zerstört worden. Das sind diese ganzen Dinge wie elektronische Patientenakte, elektronisches Rezept, die digitale Brieftasche, also meine Identität im Netz. Das muss ja auch akzeptiert werden und da muss Vertrauen drinstecken und dafür brauche ich Zivilgesellschaft, dafür brauche ich erst mal die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger. Da reicht es nicht, sie als Verbraucher zu betrachten.
Auszug aus dem Interview mit Netzpolitik-Co-Chefredakteur Daniel Leisegang, 29.08.2022 -
https://www.deutschlandfunk.de/leisegang-strategie-der-bundesregierung-unzureichend-100.htmlMein Standpunkt ist - es ist nicht zielführend, die digitale Identität aus der Fülle der Probleme, mit den die Gesellschaft konfrontiert ist, herauszupicken und in dem Umfang, wie es aktuell geschieht, zu befassen. Ich bin dafür, dass man sich
mit den Kommunikationskanälen, die auf digitalen Technologien basieren -
als Teil der Kommunikationslandschaft
- befasst. Aktuell ist mein Eindruck, dass das Projekt #
Digitalisierung von vielen Akteueren als wundertätiger Heiliger Gral betrachtet, präsentiert und lobbiert wird. Es ist m.E. genauso wenig erfolgsversprechend blind auf Digitalisierung zu setzen, wie darauf zu hoffen, dass der Heilige Gral dem Besitzer die Glückseligkeit, ewige Jugend und Speisen in unendlicher Fülle beschert :-).
Ich bin der Auffassung, dass es nicht zielführend ist, so viele Ressourcen dafür einzusetzen, um zu versuchen, für eine Fiktion "Digitale Identität" Konzepte, Infrastruktur, Verwalter, ... zu entwickeln und zu etablieren. Ich persönlich lehne es ab, von meiner Wenigkeit ein Teil in die Fiktion "Digitale Identität" abzuspalten.
Ich habe nur eine Identität, die auf vielen Kanälen, darunter z.Bsp. auf digitalen Kanälen kommuniziert.
These: Der Grund dafür, dass seit Jahrzehnten die Versuche, eine praxistaugliche Digitale Identität zu etablieren, immer wieder scheitern, ist die Tatsache, dass "Digitale Identität"-Konzept eine praxisferne Fiktion ist.
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