Auf dem Weg zu persönlicher Souveränität über das Digitale. Wie ich aus Microsoft und Google ausgestiegen bin.
Ich bin ausgestiegen. So fühlt es sich an. Aus Facebook. Aus Google. Aus Windows. Aus Dropbox. Und einigen weiteren. Ich bin in eine andere funktionierende digitale Welt eingestiegen. Eine verblüffend gut funktionierende Welt mit sehr wenig US-amerikanischen "Tech-Unternehmen". Obwohl ich kein IT-Experte bin. Dies ist der Versuch, diese Geschichte nachzuzeichnen und der Frage nachzugehen, ob ich deshalb einfach ein komischer Kauz bin, oder ein Teil einer Entwicklung, die auch andere in der ein oder anderen Form durchmachen.
Facebook
Zuerst bin ich 2017 aus Facebook ausgestiegen. Es war mir unheimlich. Obwohl ich es nicht sonderlich intensiv genutzt hatte, entstand doch in meiner "Timeline" eine Art biographischer Fingerabdruck. Wer hatte darauf Zugriff? Wer würde mich später darauf festlegen wollen? Identität, so habe ich vom französischen Soziologen Jean-Claude Kaufmann gelernt, ist eine anlassbezogene Selbsterzählung nicht-erfundenen, biographisch erworbenen narrativen Materials. Da man aber immer nur eine anlassbezogene Auswahl erzähle, sei diese Erzählung immer auch ein wenig fiktiv. Und diese Möglichkeit einer bewußten Auswahl und legitimen Fiktion stelle einen Teil der persönlichen Freiheit dar, sich anlassbezogen neu zu erfinden. Was aber taten und tuen Facebook, XING und LinkedIn? Sie tendieren dazu, mich auf eine einmal von mir getroffene Auswahl narrativen Materials als Selbsterzählung festzulegen. Einerseits, indem sie womöglich versuchen, meine Triggerpunkte zu errechnen und mich als Konsument und Akteur zu typologisieren.
Spätestens aber dann in den Augen derer, die später Auswahlentscheidungen über mich treffen müssen: Arbeitgeber, Personalabteilungen, Freunde, möglicherweise auch eine Öffentlichkeit, vor der ich vielleicht einmal bestehen muss, zum Beispiel in der Politik. Also habe ich mich dazu entschlossen, mich für den Arbeitsmarkt auf eine öffentliche Version meines Lebenslaufs festzulegen und ansonsten nach Möglichkeit biographisch Funkstille zu halten.
Facebook sein zu lassen war leicht. Mir dämmerte nämlich noch etwas anderes. Vom Medienphilosophen Vilem Flusser habe ich um das Jahr 2000 herum gelernt, dass der Apparat sich meinen Spieltrieb zu nutze macht, mich ans Spiel zu fesseln. Erkennbar tat genau dies die algorithmisch zusammengewürfelte "Timeline" von Facebook, aber auch, wie ich erst später verstand, die von LinkedIn und Twitter. Bei Facebook erkannte ich das zuerst, weil ich das Leben meiner "Freunde" bei Facebook gar nicht mitbekam. Facebook versuchte meine Aufmerksamkeit statt dessen für irgendeinen Quark zu gewinnen. Ich roch den Braten. Ich ließ es bleiben.
Google
Ich bin aus Google ausgestiegen, soweit ich konnte. Auch das wurde mir unheimlich. Google war zuerst nur eine Suchmaschine. Das erschien mir harmlos. Aber Google war vor allem mein Telefon. Und das ist eines meiner meistbenutzten Werkzeuge und zweifelsohne mein engster Begleiter.
In Apple bin ich nie wirklich eingestiegen. Vor etwa 10 Jahren habe ich mal rund zwei Jahre lang ein iPhone genutzt, das war ein symphatischer und gut funktionierender Gegenstand, den meine damalige Firma bereitgestellt hatte. Der aber fremdelte mit meiner Windows-PC-Welt. Und ein Umstieg auf Apple-Produkte kam mir immer teuer und entmündigend vor. Apple-Nutzer erschienen mir nicht produktiver als andere Menschen, dafür aber oft zahlungswilliger - und versnobter. Es zog mich nicht in seinen Bann. Ich bin in gesundem Maße geizig.
Zurück zu Google. Beruflich bekam ich 2019 plötzlich sehr viel mit dem Datenschutz zu tun, denn mit einem Mal fiel der gesamten deutschen Öffentlichkeit auf, dass ab April 2019 die Übergangsfrist zur Einhaltung der europäischen Datenschutzgrundverordnung eingehalten werden müsse. Der paradigmatische Unterschied ist einfach zu verstehen: In den USA dürfen diejenigen, die Daten über Personen erheben oder erzeugen, darüber bestimmen, was sie mit diesen Daten tun. Im Gegensatz dazu gilt in Europa das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Als EU-Bürger bin und bleibe ich Herr über meine Daten. Auf einmal mussten also 2019 alle in der Firma genutzten Datenverarbeitungssysteme identifiziert, hinterfragt und dokumentiert werden. Denn es hatten sich natürlich jede Menge US-Dienste in die allüberall genutzten Prozesse eingeschlichen, die jetzt aussortiert wurden. In Auftragsverarbeitungsvereinbarungen mit Dienstleistern musste sichergestellt sein, dass niemand personenbezogene Daten auf Servern außerhalb der EU speichert. Jeder Dienst, der sich auf Sonderregeln berief, ausnahmsweise doch irgendwie in Nordamerika zu speichern, fiel bei den Hausjuristen in Ungnade. Das war sehr anstrengend, aber auch nachhaltig beeindruckend. Speicherte mein privates Google-Android-Telefon nicht alle meine Kontaktdaten automatisch bei Google? Nutzte ich nicht ausschließlich die Google-Suche? Und was war mit Dropbox? Als Sozialwissenschaftler, der eine Ahnung davon hat, was soziale Netzwerkanalyse leisten könnte, wurde mir privat flau. Ein Gefühl, dass sich mit Edward Snowdens lesenswertem Buch "Permanent Record" deutlich verstärkt hat.
Google war erstaunlich tief in mein Leben integriert. Es dauerte einen Moment. Vor Jahren schon hatte ich einen Kollegen dabei beobachtet, wie er die Suchmaschine DuckDuckGo nutzte. Er erzählte mir noch von anderen Suchmaschinen wie zum Beispiel Ecosia. Ich war fasziniert, dass diese Suchmaschinen überhaupt was fanden. Ich erinnerte mich noch gut an Altavista und freute mich über Google. Als erstes wurde Duckduckgo meine neue Standardsuchmaschine. Das funktioniert bis heute gut. Bis ich aber eine Lösung für mein Smartphoneproblem finden sollte würde es noch drei Jahre dauern.
Microsoft
Es muss 2021 gewesen sein, da bekam ich ein Notebook geschenkt. Ich hätte mir auch eins kaufen können, aber es war plötzlich da. Genau genommen lag es im Elektroschrott der Firma. Es war abgeschrieben, der Akku war hin und es galt als technisch obsolet. In Wirklichkeit ist es eine ziemlich leistungsstarke Kiste und so ein Akku kostet auch nur 80€. Ich hätte allerdings eine Windows-Lizenz benötigt. Zumindest dachte ich das und Freunde erzählten mir von allerlei Kniffen, sich ums Kaufen herumzumogeln. Es war wie immer. Zusätzlich hatte Windows in den vergangenen Jahren angefangen, mir im Familienkreis auf die Nerven zu gehen. Windows wollte in die Cloud. Für Windows brauchte man mit einem Mal ein Kundenkonto bei Microsoft. MS Office gab es nur noch im Abo.
Microsoft belästigt mich und meine Familienangehörigen seit Jahrzehnten und ich bade es im innerfamiliären Support aus. Es ist ununterscheidbar, wer da nun ständig Aufmerksamkeit fordert. Unterm Strich hat sich das Betriebssystem "Windows" zu einer Ladentheke verwandelt. Zu einem Point-of-Sale. Microsoft will uns jetzt immerzu etwas verkaufen, das wir vorher auch schon mal hatten. Zu aller erst ein Schreibprogramm. Und zwar zum Preis eines kleinen Vermögens. Oder eine Alternative zu Dropbox, die es - um es besonders perfide zu machen - für den unbedarften Benutzer gar nicht erkennen lässt, dass sein Speicherort nun automatisch schon in der Cloud ist. Bei Dropbox ist das ja noch immer eine bewußte Entscheidung. Zu guter letzt ist neulich ein älteres Familienmitglied Opfer eines Trickdiebstahls geworden. Am Telefon hatte sich ein Mann als Microsoft-Servicemitarbeiter ausgegeben. Kurz: Ich hatte angefangen, Windows nicht nur als nervig, sondern auch als frech und als von Kriminellen ununterscheidbar zu empfinden. Und vor allem aber auch als verzichtbar. Denn ich hatte von funktionstüchtigen Alternativen gehört. Ich fand, der unverhofft bei mir gestrandete PC wäre eine gute Gelegenheit, Ubuntu auszuprobieren, eine der weltweit erfolgreichsten Linux-Varianten.
Bereits im Jahr 2000 habe ich einem Mitbewohner meiner damaligen Studenten-WG dabei zugesehen, wie er Suse Linux installiert hat. Bereits damals war das - ungelogen - ein ereignisloser Vorgang, bei dem lediglich alle paar Minuten eine neue CD eingelegt werden musste. Im Jahr 2022 ist die Installation noch einfacher. Die Software passt auf einen USB-Stick oder eine SD-Karte. Binnen wirklich weniger Minuten erhält man ein einsatzbereit installiertes Betriebssystem, dessen Bedienungskonzept und Bedienkomfort sich de facto erstmal in nichts von Microsoft Windows, Apple iOS oder ChromeOS unterscheidet. Womöglich eher im Gegenteil, weil die meisten Standardprogramme schon da sind und nicht gekauft werden müssen. Es ist symphatisch aufgeräumt. Software-Updates laufen teilautomatisiert im Hintergrund, wie man es vom Smartphone oder vom Windows-PC kennt.
Ich nutze jetzt seit Mai 2022 Linux. Begonnen habe ich mit Ubuntu, ein Freund hat mir dann aber PopOS schmackhaft gemacht, eine auf Ubuntu beruhende Linux-Variante. Linux ist mittlerweile mein einziges privat produktives System. Ich warte jeden Tag darauf, dass ich an einen Punkt komme, wo es nicht mehr geht und ich also Windows brauche, weil irgendwas unter Linux nicht geht oder mit meinem Nicht-Techniker-Wissen nicht zu haben ist. Allein, er scheint nicht zu kommen. Zu meinen Hauptarbeitsmitteln zählen Thunderbird für Emails und Kalender, Firefox als Browser und LibreOffice für Text und Tabellenkalkulation - gewissermaßen das Pendant zu Microsoft Office. Daneben manches andere zum Scannen von Dokumenten, für die Bildbearbeitung, die Steuererklärung und so weiter. Auch den Zoom, Jitsi, BigBlueBotton oder MS Teams Videokonferenzen ist mein Betriebssystem egal.
OneDrive, iCloud, Dropbox und Co
Der Gamechanger, der auch das Problem der Abhängigkeit von Google Calendar, Google Contacts und vielem mehr bei meiner Smartphonenutzung gelöst hat, Dropbox ersetzt und mir ein geräteübergreifendes Arbeiten ermöglicht, ist Nextcloud. Eine als Open Source Software frei verfügbare Cloudlösung.
Von Nextcloud hörte ich zum ersten Mal, als meine Firma von eigener Serverhardware in den eigenen Räumlichkeiten auf die Cloud umgestellt hat, um die Kosten der Wartung eigener Hardware los zu werden, flexibel mehr Leistung und Speicherplatz zur Verfügung zu haben, die Zugänglichkeit zu verbessern und gleichzeitig mehr Sicherheit hinzubekommen, ohne in die Fänge von Microsoft und Co. zu geraten. Alles unter der Bedingung, datenschutzkonform zu sein und unnötige Abhängigkeiten sowie Kosten zu vermeiden. Das Team hat sich damals für eine eigene Nextcloud-Instanz auf gemieteten Servern in einem Rechenzentrum in Karlsruhe entschieden.
Genau das wollte ich auch privat haben. Es bedurfte kaum mehr als einer DuckDuckGo-Suchanfrage um herauszufinden, dass man die Bereitstellung von Nextcloud als Dienstleistung für den Privatgebrauch etwa zum gleichen Preis wie ein Dropbox-Monatsabo mieten kann. Nextcloud ist dabei weit mehr als ein virtueller Speicherort für Dateien, bietet also definitiv mehr als Dropbox oder Microsoft OneDrive. Kalender-, Kontakt- und Aufgabenverwaltung sind weitere Grundfunktionen von Nextcloud. Ebenso die Bilder- und Medienverwaltung. Nextcloud lässt sich zudem um alle möglichen Funktionen erweitern. Per Mausklick. Kollaborativ ein Dokument bearbeiten? Nextcloud Office. Gemeinsame Terminfindung eines Termins mit Doodle? Nextcloud Polls. Die Liste der Möglichkeiten ist lang. Außerdem ist Nextcloud mehrbenutzerfähig. Das heißt, ich kann es für Familienangehörige, Vereinskollegen und so weiter öffnen. Wohlgemerkt: Alles ohne Aufpreis. Zu bezahlen ist nur der zusätzlich benötigte Speicherbedarf beim Serverbetreiber.
Nextcloud hat meine Smartphonenutzung verändert. Denn Nextcloud ermöglicht auf meinem Smartphone den Ersatz von Kernfunktionen, für die sich bis dahin Google oder andere Apps unersetzlich gemacht hatten. Der neue Kontakt wird jetzt automatisch in Nextcloud gespeichert, statt wie früher bei Google. Alle Termine stehen in Nextcloud-Kalendern, nicht mehr in Google. Neue Fotos werden automatisch in Nextcloud hochgeladen. Dieser Text ist von mir in der Notizen-App auf dem Handy geschrieben worden, die immer automatisch mit Nextcloud synchronisiert. Kurz: Nextcloud ist zum zentralen Dreh- und Angelpunkt aller von mir genutzten Endgeräte geworden. Es bedarf auf dem Smartphone nur sehr weniger Einstellungen, Google als Speicherort für Kontakte, Kalender, Aufgaben, Bilder und so weiter still zu legen und durch die eigene Nextcloud zu ersetzen. .
Das Phänomen der Kostenlosigkeit
Den Aus- und Umstieg finde ich nicht nur befreiend. Er ist auch überraschend kostengünstig. Ich frage mich aber, wie es möglich ist, dass heute scheinbar kostenlos Software verfügbar ist, mit der ich eine vollwertig funktionstüchtige Parallelwelt zu den Ökosystemen von Microsoft, Apple und Google erhalte. Kann das so bleiben, kann das überhaupt eine Zukunft haben?
Eine gute Grundlage, das zu erklären und im Auge zu behalten, ist meines Erachtens die "Logik kollektiven Handelns" von Mancur Olson.
Linux, die verschiedenen Formen seiner Bereitstellung, lizenzrechtlich zur freien Verfügung gestellte Open Source Softwares wie beispielsweise Libre Office, Nextcloud und die sehr vielen weiteren kostenlos erhältlichen Programme und Apps sind im Sinne Olsons sogenannte Kollektivgüter. Ihre Bereitstellung kostet sehr wohl Geld und Ressourcen, beispielsweise Zeit für die Kosten des Speicherortes sowie für die Entwicklung der Software und insbesondere auch ihrer Pflege, zum Beispiel, wenn Fehler behoben werden müssen oder die Veränderung der technischen Umwelt durch technische Neuerungen eine Aktualisierung der Software erforderlich macht.
Indem ich die Software nutze, ohne mich an diesen Kosten zu beteiligen, bin ich definitionsgemäß ein Trittbrettfahrer. Kann das ein zukunftsfähiges Modell sein? Ja, unter der Bedingung, zu einem Beitrag bereit zu sein.
Laut Olson wird ein Kollektivgut beschafft, wenn mindestens einer der Nutzer des Gutes bereit ist, die Kosten seiner Beschaffung zu tragen, weil der Wert des auf ihn entfallenden Nutzens höher ist als die von ihm getragenen Kosten, wobei es entscheidend ist, dass der auf ihn entfallende Nutzen nicht durch die Nutzung des Gutes durch die Trittbrettfahrer beschnitten wird.
Diese Logik trifft auf die von mir mitbenutzte Software zu. An ihrer Beschaffung wirken sehr viele Firmen, öffentliche Einrichtungen und Einzelpersonen mit teils hohen Investitionen und Folgekosten mit, solange der auf sie entfallende Nutzenanteil höher ist, als ihre Eigenkosten, wobei dieser Nutzenanteil durch meine Mitbenutzung nicht geschmälert wird. Der entscheidende Anreiz für diese Kostenträger besteht darin, dass ihre Eigenkosten geringer sind und ihre lizenzrechtliche Position vergleichsweise besser ist, als wenn sie sich einen gleichwertigen Nutzen von Anbietern proprietärer Software beschaffen würden.
Tatsächlich vermag meine Mitbenutzung den auf die an der Beschaffung beteiligten Organisationen und Personen entfallenden Nutzen noch erhöhen, sobald ich damit beginne, etwas beizutragen. Etwa, indem ich zur Steigerung der Akzeptanz diesen alternativen Ökosystems beitrage. Oder mich, wo möglich, eben doch beteilige.
Der Kauf von Dienstleistungen und auch der Kauf von Software beispielsweise durch die Nutzung kostenpflichtiger Apps, steht nämlich in keinem Widerspruch zu dieser Logik. Wo der auf den Beschaffenden entfallende Nutzen dessen Beschaffungskosten nicht mehr deckt, wird das Gut nur beschafft, wenn sich ein Club an Nutzern findet, zu dem man nur Zugang erhält, in dem man einen Kostenanteil übernimmt. Das ist zum Beispiel bei Apps der Fall, die sinnvolle Zusatzfunktionen bereitstellen. Es ist dabei vollkommen legitim, sollte der Beschaffende dabei eine Gewinnabsicht verfolgen, dass heißt mehr einzunehmen trachten als seine reinen Gestehungskosten. Fair vergütet wird dann der unternehmerische Elan, eine Sache bereitzustellen, die es ansonsten nicht gegeben hätte.
In diesem Zusammenhang halte ich es für naiv und gefährlich, Kostenlosigkeit für ein Qualitätsmerkmal von Open Source Software zu halten, Kostenlosigkeit zu postulieren und kostenpflichtige Angebote im Kontext des Open Source Ökosystems abzuwerten oder zu verteufeln. Open Source Software kann kostenlos verfügbar sein, solange jemand im Kreis der Nutzer ein Interesse daran hat, die Kosten zu tragen. Man darf sich aber nicht wundern, wenn es Bereiche gibt, in denen man Teil der Gruppe werden muss, die sich die Kosten teilt. Man kann aber gelassen darauf gefasst sein. Denn die Alternative sind exklusive Güter, wie Olson es nennt, also proprietäre Software oder Systeme, deren Beschaffungskosten womöglich längst bezahlt sind, die also ihren Eignern phantastische Gewinnmargen ermöglichen, dabei aber volkswirtschaftlich gesehen ineffizient sind und deren Exklusivität Nachteile für die Nutzer bringen kann. Beispielsweise dann, wenn der Preis der Bereitstellung und die lizenzrechtliche und datenschutzrechtliche Position einseitig vom Anbieter und zum Nachteil des Nutzers bestimmt werden kann, wie dies in einer Monopolstellung leicht der Fall sein kann.
Microsoft, Apple, die hinter Google stehende Firma Alphabet und die hinter Facebook stehende Firma Meta haben entsprechend monopolartige Stellungen erlangt.
Wer aus ihren Ökosystemen aussteigen will, ist deshalb keineswegs ein komischer Kauz. Der Ausstieg ist, im Sinne Mancur Olsons, eher eine rationale Wahlhandlung, im Sinne des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Der Ausstieg fälllt heute vielfach allein aufgrund von Gruppendruck, Lock-In-Effekten und Kollektivhaftphänomenen schwer. Und dies betrifft nicht nur Individuen. Es ist, das zeigen der Datenschutz oder auch die Teils gefährlichen gesellschaftlichen Effekte, auch von politischem Interesse. Beispielsweise, wenn sich Staaten oder Staatengemeinschaften wie die EU von Anbietern mit Monopolstellung distanzieren wollen.