von Pani Fem
Liebe Freundinnen und Freunde,
wir haben Frau Ministerin Prien (Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend) Ende September angeschrieben und unsere Kritik an der Evaluation des Prostituierten-Schutz-Gesetzes sowie der geplanten Besetzung der Experten-Kommission zum Ausdruck gebracht, inklusive unserer diesbezüglichen Forderungen.
Bisher ohne Antwort...
Bitte unterstützt unser Anliegen - schreibt an Frau Ministerin Prien!
Eure Ellas
© Netzwerk Ella - 2025
Brieftext:
von Netzwerk Ella – Unabhängige Interessenvertretung von Frauen aus Prostitution
an Frau Ministerin Prien, Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend,
Platz der Republik 1, 11018 Berlin, per E-Mail an: info@bmbfsfjservice.bund.de
Evaluation des Prostituierten-Schutz-Gesetzes, Besetzung der Experten-Kommission.
Sehr geehrte Frau Ministerin Prien,
Wir, Mitglieder des Netzwerks Ella – als Betroffene von Prostitution und anderer Formen kommerzieller sexueller Ausbeutung, appellieren an Sie, unsere Kritik an der Evaluation des Prostituierten-Schutz-Gesetzes ernst zu nehmen und unsere Stimme bei der Besetzung der geplanten Experten-Kommission zu berücksichtigen!
Es geht hierbei um folgende Forderungen, deren Umsetzung für die weitere Entwicklung entscheidend ist:
• Sowohl die Methodik als auch die Ergebnisse und insbesondere die Empfehlungen der Evaluation sind abzulehnen.
Begründung: Die Evaluation ist aus unsere Sicht verzerrt, tendenziös und für die geplante Experten-Kommission als Grundlage für weitere Beratungen unbrauchbar. [1] Insbesondere die zahlreichen Fälle von versuchten und vollendeten Tötungen von prostituierten Personen wurden in der Evaluation weder berücksichtigt noch analysiert! [2]
• Personen und Organisationen, die nachweislich von Prostitution Dritter profitieren, von der Teilnahme an der Experten-Kommission auszuschießen, da ein Interessen-Konflikt vorliegt.
Begründung: Es ist empörend, dass in allen Gremien und bei allen öffentlichen Anhörungen zum Thema Prostitution auch Profiteure aus Prostitution Dritter und ihre Handlanger als Experten eingeladen und gehört werden. Und es ist in höchstem Maße fatal, dass in allen politischen Gremien Freier als Entscheidungs-Träger und als Abgeordnete über das Schicksal von prostituierten Menschen mitbestimmen dürfen. Es ist ein Politikum: Wer Gesetze zu Prostitution macht, darf nicht selbst zu Prostituierten gehen oder von Prostitution Dritter profitieren!
• Organisationen von Betroffenen, die Prostitution verlassen haben („Aussteigerinnen“), in die Experten-Kommission aufzunehmen, wie Netzwerk Ella und Ge-STAC (Sandra Norak).
Begründung: Sowohl Huschke Mau als auch Sandra Norak sowie andere "Aussteigerinnen" wurden bei verschiedenen politischen Gremien und Anhörungen als Expertinnen eingeladen, wie zum Beispiel in der Anhörung im Bundestag im September 2024. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb sie jetzt an der Experten-Kommission nicht beteiligt sein sollen.
Die Stimmen der Betroffenen, die sich aus der Prostitution befreien konnten, sind in ihrer Expertise einzigartig. Einerseits kennen sie das System der Prostitution von innen heraus und aus eigener Erfahrung, andererseits sind sie von diesem System frei und daher unabhängig. Denn viele Betroffene können erst in den Jahren nach dem Ausstieg aufarbeiten, was ihnen in der Prostitution angetan wurde. Alleine aus Selbstschutz können sie sich während ihrer aktiven Zeit in der Prostitution kaum eingestehen, wie schrecklich ihre Lage wirklich ist!
• Experten aus den Ländern mit etabliertem Nordischen Modell in die Experten-Kommission aufzunehmen, wie Frankreich und Schweden.
Begründung: Die Expertise aus Frankreich und Schweden ist besonders wertvoll, da dort seit mehreren Jahren neue Ansätze in Bezug auf Prostitution und zum Schutz von prostituierten Menschen etabliert wurden und vielversprechende Erfahrungen
gesammelt wurden. Heute ist Deutschland in der glücklichen Lage, von diesen Erfahrungen profitieren zu können.
Deutschland braucht eine moderne Gesetzgebung, die sowohl die Menschen-Rechte als auch die Gleichstellung der Geschlechter achtet und gewährleistet. Eine Gesetzgebung, die den europäischen und internationalen Anstrengungen im Kampf
gegen Menschen-Handel, Sexismus, Frauenhass und Gewalt gegen Frauen gerecht wird!
Wir bitten höflich um Ihre baldige Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen
Pani Fem
Aktivistin, Betroffene, Expertin, Sprecherin
Netzwerk Ella - Unabhängige Interessenvertretung von Frauen aus Prostitution
Quellen:
[1] Marlene, Sprecherin des Netzwerks Ella: Statement und Erfahrungen, Konferenz "Das ganze Feld im Blick? Zur Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes 2025", 28.07.2025, https://www.buendnisludwigsburg.de/media/marlene_netzwerk_ella_statement_und_erfahrungen.pdf
[2] Kommunales Frauenreferat Wiesbaden: Erkenntnisse der Evaluation des ProstSchG vor dem Hintergrund der Wiesbadener Erfahrungen – Erkenntnisse, Limitationen und Kritik, S. 8, 2025, https://www.wiesbaden-gewaltfrei.de/wp-content/uploads/2025/07/KFN_Evaluation_PDF_Version_komprimiert.pdf