von Sarah
Liebe Freundinnen und Freunde,
am Sonntag, den 02. Juni fand in Essen ein Tag der offenen Tür auf dem Strassenstrich statt.
Der Essener Strassenstrich gilt als modern und wird als sehr sicherer Arbeitsplatz für die Frauen angepriesen. Beim Tag der offenen Tür sollte dies, mittels Führungen für Interessierte, durch die zuständigen Sozialarbeiterinnen demonstriert werden.
Ich fand den Gedanken so etwas zu veranstalten so bizarr, dass ich mir das nicht entgehen lassen wollte.
Ich habe mich auch gefragt, weshalb jemand auf die Idee kommt so was durchzuführen und habe in Freierforen die Bewertungen gelesen. Diese zeigten mir, dass das Geschäft auf dem Platz stark zurück gegangen sein muss und bereits von Schließung des Strassenstrichs die Rede sein muss.
Also habe ich mich am letzten Sonntag auf den Weg zum, so genannten Kirmesplatz, gemacht.
Ich kannte den Platz bereits, da wir mehrfach Lebensmittel Gutscheine an die Frauen verteilt haben. Ich gebe zu, ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, da ich mich fragte, wie das für die Frauen sein muss, wenn da Leute über den Platz laufen, während sie da "arbeiten ".
Auf dem Platz angekommen, wurde ich von einer breit lächelnden Sozialarbeiterin begrüßt. Sie bot mir an, mir die Beratungsstelle von innen anzusehen, die nächste Führung würde gleich beginnen.
Ein schneller Blick über den Platz zeigte mir, dass sämtlicher Müll, der sonst rumliegt, beseitigt wurde. In der Beratungsstelle selber war alles an seinem Platz.
Die Führung startete, indem uns, im Nebencontainer der Vorrat an sauberen Fixerbesteck gezeigt wurde, da es den Damen lieber sei, die Frauen würden mit sauberen besteck ausgestattet. Diese werden an die Frauen verkauft....
Auf meine Frage hin, ob sie denn die Frauen in den Entzug vermitteln, hieß es, sie würden mit einer entsprechenden Beratungsstelle zusammen arbeiten....
Dann startete der Rundgang bei den Wohnwagen. Diese sind , meiner Meinung nach, sehr runtergekommen und vernachlässigt. Die Frauen zahlen dafür eine Tagesmiete von 90€. Die Sozialarbeiterinnen erwähnten mehrfach, dass sie mit dem Vermieten der Wohnwagen nichts zu tun haben, diese wären Eigentum eines Herrn, Mitte 50 und er wäre nicht immer der angenehmste Zeitgenosse....An dieser Stelle lass ich das mal wirken.
Frauen waren auf dem Platz nicht anwesend. Diesen hätte man frei gestellt anwesend zu sein und sie hätten sich entschlossen, zu Hause zu bleiben.
Gerne hätte ich mal deren Erfahrungen mit dem Sicherheitssystem hinterfragt.
An den Boxen, wo man mit dem Auto rein fahren kann, wurde , nur für uns, der Alarm
ausgelöst. Ja, der ist nicht zu überhören, und dennoch nicht so sicher, wie man uns weiss machen wollte. Die Frau muss aus dem Auto kommen, um den Alarm zu drücken.
Es hieß von Anfang der Führung an, dass die Sozialarbeiterinnen im Notfall helfen, diese sind aber nur zu bestimmten Zeiten vor Ort.
Auf meine Frage, was den in den Zeiten Ihrer Abwesenheit wäre, sollte ein Notfall sein, hieß es- da würde man auf Zivilcourage vertrauen.....ZIVILCOURAGE????!!!!
Auf dem Drogenstrich????!!
An diesem Punkt habe ich angefangen zu dissoziieren. Als ich mich wieder gefangen habe, wollte ich die beiden Frauen, vor der gesamten Gruppe Bloss stellen.
2020, während des ersten lockdowns war Prostitution komplett verboten. Wir hatten damals versucht, den Frauen Lebensmittel Gutscheine zu bringen, dieses wurde abgelehnt, da wir Pro Nordisches Modell sind.
Ich verwies auf diese Ablehnung und, dass es um Gutscheine für die Frauen ging und nicht um politische Diskussionen.
Davon wisse man nichts...
Damit endete auch der Rundgang und zum Abschluss wurde uns noch ein Kärtchen in die Hand gedrückt mit einem QR Code mit Informationen, weshalb das Nordische Modell nicht gut wäre... denn schließlich würden dann auch Vermieter von Wohnwagen, die ja schließlich nichts mit der Tätigkeit der Prostituierten zu tun haben, zur Rechenschaft gezogen.
Alles in allem, für mich eine bizarre und lächerliche Veranstaltung, bei der krampfhaft versucht wird, alles schön zu reden.
© Sarah
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