Team „Mignon“ vs. Team „AA“: Batteriebezeichnungen
Verwendet eigentlich noch irgendjemand die alten deutschen Batteriebezeichnungen?
Früher™ hatten wir noch Monozellen, Babyzellen, Mignonzellen, Microzellen und 9-Volt-Blöcke.
9-Volt-Blöcke haben wir immer noch. Aber für alle anderen Batterien werden die internationalen Bezeichnungen nach amerikanischem ANSI-Standard verwendet. Die Batteriehersteller haben ja keinen Bock, spezielle Verpackungen für Deutschland zu machen, und schreiben auf ihre Verpackungen die deutschen Bezeichnungen nicht mehr drauf, die damit in Vergessenheit geraten sind. Auch auf Geräten und in deren Anleitungen schreibt niemand mehr die deutschen Bezeichnungen.
Also sagen jetzt alle „D“ statt „Mono“, „C“ statt „Baby“, „AA“ statt „Mignon“ und „AAA“ statt „Micro“. Wie gesagt, kurioserweise redet trotzdem beim 9-Volt-Block keine Sau von „E“.
Derweil versuchen Inschinnöre™ vergeblich, die IEC-Bezeichnungen durchzusetzen: „R20“, „R14“, „R6“, „R03“. Kennt eh kaum jemand, und dann kommt ja noch ein Buchstabe davor für den Typ: Eine Alkaline-Mignonzelle wäre „LR6“, als NiCd-Akku (die 80er haben angerufen, sie wollen ihre kurzlebigen Walkman-Akkus wiederhaben) wäre es „KR6“, als NiMH-Akku „HR6“, und „R6“ selber wäre eigentlich eine olle Zink-Kohle-Batterie (die 80er haben schon wieder angerufen, sie wollen ihre Billo-Batterien wiederhaben).
Und für den 9-Volt-Block gibt’s gar keine einheitliche IEC-Bezeichnung, weil die je nach Hersteller unterschiedlich aufgebaut sind. Normalerweise sind das heutzutage Alkaline-Sechszeller, also 6LR61. Die von Varta sind aber 6F22, und machen wir uns nichts vor, Varta ist Marktführer. Und für Akkus gibt’s wieder andere Bezeichnungen, schon deshalb, weil die meistens
sieben Zellen haben und nicht sechs, um zumindest auf 8,4 Volt Spannung zu kommen statt magerer 7,2.
So bleibt der 9-Volt-Block der 9-Volt-Block. Ist aber trotzdem komisch, wie sogar viele Baby-Boomer, die noch im 20. Jahrhundert mit schlafwandlerischer Sicherheit von „Mignon“ sprachen, heute auf einmal von „AA“ reden und gar nicht mehr zu wissen scheinen, was „Mignon“ überhaupt ist. Ist vielleicht auch gut so, weil damals™ schon viele gar keine Ahnung hatten, wie man das ausspricht – nämlich wie „mien Jong“, mien Jong.
Es gibt auch noch UM1, UM2, UM3 und UM4. Oder AM1, AM2, AM3, AM4 und für den 9-Volt-Block AM6 bzw. eher 6AM6. Aber die sind
für Weeaboos die japanischen Bezeichnungen.
Ach, öhm, à propos: Kennt jemand „J“ und „N“? Nicht?
Okay, kennt jemand unter den Inschinnören™ „3R12“ und „R1“? Immer noch nicht?
J bzw. 3R12, das ist die 4,5-Volt-Flachbatterie mit den beiden verschieden langen Messingblechelektroden oben drauf. Die kennen höchstens noch Generation-X-er und auch die allenfalls noch aus dem Schulunterricht. By the way: Im Physikunterricht ist uns damals Blödsinn beigebracht worden. Wenn wir nämlich Schaltungen zeichnen sollten, die wir unter Einsatz von Flachbatterien aufgebaut haben, sollten wir die Batterien immer als Einzeller zeichnen. Dabei sind das Dreizeller.
Und N bzw. R1, das ist die Ladyzelle. Die ist kürzer, aber dicker als die Microzelle (AAA, falls euch eher das was sagt). Die Ladyzelle war vor vielen Jahrzehnten mal
die Kleinbatterie, z. B. in Spielzeug oder, kein Witz, Hörgeräten. Inzwischen ist das ein nur noch in geringen Stückzahlen produzierter, sauteurer Exot, der höchstens noch da verwendet wird, wo Microzellen zu lang wären – und auch nur dann, wenn der Hersteller offenkundigerweise keinen Plan davon hat, wie exotisch Ladyzellen sind.
Das Absurde: Es gibt auch Ladyzellen als Akkus, aber praktisch keine Ladegeräte dafür, weil die ganzen Ladegeräte für Nickel-Metallhydrid alle frühestens mit den anderthalbmal so langen Microzellen anfangen.
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